Die Nachwirkungen des Rückzugs von Amerika
2017-07-17
(PDF wird zurzeit überarbeitet)
Seit Donald Trump das Oval Office übernommen hat, macht sich Unsicherheit breit und die liberale Weltordnung scheint in Gefahr. Selbst einige Analytiker rühren die Trommeln und verkünden das Ende der unipolaren Welt. Dies wurde während des G20 Gipfels im Juli 2017 offensichtlich, da die USA ihre führende Rolle verloren hat, die Gipfelteilnehmer davon zu überzeugen, die Raketentests von Nordkorea zu verurteilen. Die Politik des „Make America Great Again“ isoliert das Land nicht nur, sondern lässt das Misstrauen unter den strategischen Partner der USA anwachsen.
Obgleich einige Analysten das Ende der Weltführerschaft der USA herbeireden, bin ich als National Security Analyst nicht dazu geneigt, das Ende der unipolaren Weltordnung zu akzeptieren. Die Rolle der USA ist und bleibt groß: Das Verteidigungsbudget des Landes beträgt über 700 Milliarden Dollar pro Jahr. Amerika besitzt 18 Flugzeugträger und betreibt in 173 Ländern ständige, sowie temporäre, Militärbasen. Hinzu kommt, dass die USA das fortschrittlichste Raketen- und Luftabwehrsystem besitzt, sowie die Hoheit und Übermacht auf dem Wasser, auf dem Land und in der Luft besitzt.
Strategen auf der ganzen Welt empfehlen, die Führungsrolle Amerikas zu beenden – weil das Land vielerorts nicht die Lösung, sondern Teil des Problems darstelle. Die Anti-Terror-Strategie der USA ist miserabel, sie hat die Welt unsicherer und verletzlicher gegenüber den Gegenreaktionen der sogenannten Terror-Organisationen gemacht. Die „Capture and Kill“-Politik (ergreifen und töten) sowie die Aufstandsbekämpfungsstrategien in Afghanistan und dem Irak haben versagt. Mit der Besetzung der beiden Länder wurden diese von einer neuen Welle der Unsicherheit und Glaubenskriege erfasst.
Die von den USA für sich in Anspruch genommene Initiierung des Arabischen Frühlings ist eine einzige Katastrophe, denn sie versetzte den Mittleren Osten in Aufruhr. Syrien, Irak und Libyen wurden auf diese Weise in Schutt und Asche gelegt. Die aggressive Politik der USA in Europa und Asien führte zu einem Rüstungswettkampf zwischen den USA und Russland und mittlerweile zwischen den USA und China. Einige Analysten glauben daher, dass der Dritte Weltkrieg kurz bevor stehe.
Es stellt sich die Frage, wer die Rolle der Amerikaner übernehmen soll, die Liberale Weltordnung zu erhalten. Es gibt wenige Möglichkeiten, China und Russland könnten in die Bresche springen. Doch beide Länder besitzen auf dem Wasser, zu Land und in der Luft weder die Hoheit noch die Übermacht und jedes Land besitzt gerade einmal einen Flugzeugträger. Das Verteidigungsbudget der Chinesen beträgt etwa 200 Milliarden Dollar pro Jahr und sie besitzen gerade einmal zwei Militärbasen in anderen Ländern – eine in Pakistan und eine in Dschibuti. Die Russen geben etwa 70 Milliarden Dollar für die Verteidigung aus und besitzen einige Militärbasen in der früheren Sowjetrepublik und in Syrien. Und der Zusammenschluss von China und Russland garantiert nicht die Weltführerschaft dieser Länder, da beide im Vergleich zu Amerika zahlreiche Defizite aufweisen. Angenommen, China und Russland würde diese Rolle übernehmen wollen, würde dies die Liberale Weltordnungen tatsächlich auseinanderreißen – was zu weiteren Problemen in der Weltgemeinschaft führen würde.
Eine weitere Alternative wäre, dass Kanada einspringen würde. Die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland brachte in einem Exklusivinterview mit CNN genau diese Options ins Gespräch: Sollte sich Amerika zurückziehen, stünde Kanada bereit, die Liberale Weltordnung zu schützen. Kanada ist, realistisch betrachtet, jedoch nicht in der Lage, ein solch ambitioniertes Vorhaben umzusetzen. Als weitere Kandidaten werden gelegentlich Deutschland und Frankreich genannt, doch beide sind ebenfalls nicht in der Lage die Weltordnung aufrecht zu erhalten. Kommt hinzu, dass deren Außenpolitik für ein solches Unterfangen angepasst werden müsste. So hat beispielsweise Deutschland eine schlecht kommunizierte Außenpolitik und deren Ziele ändern sich zudem, je nachdem ob das Bundesministerium für Verteidigung, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder das Auswärtige Amt involviert ist. Dies erklärt die inkohärente Politik Deutschlands und auch die fahrlässigen Rüstungsexporte – die Konflikte schüren, wenn die Diplomatie gerade dabei ist, diese Probleme zu lösen – zumindest teilweise.
Die Welt braucht nach dem Wegfall Amerikas jemanden, der die Liberale Weltordnung schützt. Deswegen plädiert die Counter Narco-Terrorism Allianz Deutschland dafür, dass Deutschland, Frankreich in Vereinigung mit Kanada die bessere Lösung ist, die Weltordnung aufrecht zu halten. Deutschland und Frankreich haben über Jahrzehnte bewiesen, dass sie die Europäische Union erfolgreich führen können. Dennoch brauchen beide Länder eine starke, vereinigte EU im Rücken, um diese anspruchsvolle Aufgabe übernehmen zu können: Sie benötigen die Unterstützung der EU und sie müssen im Namen der EU auftreten können, um die Macht zu erlangen, diese Aufgabe zu übernehmen. Deutschland wie Frankreich stehen jedoch in der Kritik, ihre Hausaufgaben in der EU nicht geleistet zu haben. So hat es Deutschland bisher sträflich vernachlässigt, dem Wohlstandgefälle innerhalb der EU entgegen zu wirken und den riesigen Exportüberschuss zu reduzieren.
Alle diese komplexen Themen müssen angegangen werden, um diese „Dreier-Kraft“ zu ermöglichen: Die Kombination von Kanada, Frankreich und Deutschland wäre möglicherweise in der Lage den Weltfrieden, Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung sowie die aktuelle Weltordnung zu erhalten. Kommt hinzu, dass diese „Dreier-Kraft“ über eine verhältnismäßig geringe Militärmacht verfügt, was der Diplomatie mehr Raum gibt.