Counter Narco-Terrorism Alliance
 

Afghanistan und das transnationale Komplott

2018-08-08

(PDF wird zurzeit überarbeitet)


Über eine Million Drogenabhängige nennt die beklagenswerte Statistik in Afghanistan. Auch verdoppelte sich die Mohnproduktion, seit die internationale Gemeinschaft zum Kampf gegen die Drogen aufgerufen hat. Schon fast ungeheuerlich die Tatsache, dass ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus dem Drogenhandel stammt. Ein großer Teil des Profits aus dem Drogenhandel fließt dabei in Regierungskreise. Besonders die ungeschützte und wehrlose Bevölkerung bezahlt dabei den höchsten Blutzoll. Und der aktuelle Report der United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) zeigt auf, dass die Afghanen wesentliche Konsumenten ihres eigenen Opiums geworden sind, mit hunderten Toten jedes Jahr – auch, will sie sich nur minderwertige Qualität leisten können.

Das afghanische Opium hat einen Drogenmarkt auf internationaler Ebene geschaffen. Dessen Wert wird mit 65 Milliarden Dollar angegeben, mit etwa 15 Millionen Abhängigen weltweit und tausenden Toten jährlich. In der Folge wurde der Drogenhandel zu einer willkommenen Einnahmequelle für die afghanische Regierung, Parlamentsmitglieder, regionale Vermittler und Aufständischen (Taliban und IS). Deshalb reagiert die afghanische Regierung jedes Mal sehr zurückhaltend, wenn die internationale Gemeinschaft sie dazu aufruft die Kontrollen an allen Grenzübergängen zu verstärken um den Drogentransport einzudämmen. Der CIA nahestehende Quellen sagen, dass die transnationale Verbrechens- und Drogenbekämpfung in Südwest-Asien enorme Drogenkartelle beschreibt, die ungehindert unzählige Tonnen Drogen durch Zentral-Asien, Süd-Asien, Südwest-Asien, Südost-Asien, Mittlerer Osten, Europa und Amerika transportieren. Diese Transportwege werden auch für illegale Waffenlieferungen nach Afghanistan genutzt. Zudem werden die für die Heroin-Produktion benötigten Chemikalien – wie Essigsäureanhydrid – beispielsweise von Deutschland über die Balkan-Route nach Afghanistan geschafft.  

Der Eindruck entsteht, dass entweder unwirksame Kontrollen durchgeführt werden oder gar keine Kontrollen stattfinden. Zahlreiche Quellen können es nachweisen und daher bestehen kaum Zweifel, dass viele Ministerien, z.B. für die Grenzüberwachung und Angelegenheiten der Stämme, Innenministerium MOI, Verteidigungsministerium MOD, Grenzwache, Polizei und weitere an Bestechungen, Einschüchterungen, Morden, Entführungen und Lösegeldforderungen im Zusammenhang mit Teilen der organisierten Kriminalität und der Drogenindustrie beteiligt sind.

Ganz offensichtlich geht die gesamte illegale Drogenproduktion durch die Hände von afghanischen Regierungsmitgliedern. Verdeckte Einsätze finden selten statt oder die im Fokus stehenden Organisationen werden vorab gewarnt, weshalb die Drogenindustrie sich munter weiter entwickelt. Einige Exponenten behaupten gar, dass die einvernehmliche Drogenproduktion und -transport sich verdoppelt hat, seit die NATO in Afghanistan aktiv ist. Dafür helfen 15'000 ausländische Truppen die Sicherheit im Land zu regeln, ergänzt durch 4'000 reguläre Soldaten der NATO und 11'000 von den USA, sowie weitere Spezialeinheiten. Dennoch bieten die Taliban, IS, unabhängige Bandenchefs und Drogenbarone Widerstand, ganz besonders in jenen Regionen, in denen der Mohn kultiviert wird, sowie die Drogen sowie Betäubungsmittel hergestellt und gehandelt werden.

An den Landesgrenzen zu Pakistan existiert keine Rechtsstaatlichkeit, zwischen Afghanistan, dem Iran und den zentralasiatischen Ländern gilt das Recht des Waffen und all dies unterminiert die Anstrengungen der US-Koalition in der Drogenbekämpfung. Außerdem sind die meisten hochrangingen Führer [Präsidenten], Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden aller Nachbarländer und über die nördliche Verteilroute bis zu Russland Komplizen darin, der afghanischen Regierung mit seinen Freunden die Verteilung der Drogen weiterhin zu ermöglichen.

Tatsächlich findet kaum eine Kontrolle an den Außengrenzen statt, die diesen Namen verdient hätte, auch nicht in Afghanistan oder den Nachbarländern, weshalb 90% der Drogen für gewöhnlich völlig unbehelligt von Afghanistan aus verteilt werden können. Man kann durchaus sagen, dass die Präsidenten und politischen Exponenten aller Afghanistan umgebenden Länder in der gesamten Region dem Fortbestand dieses Komplotts zustimmen. Alle Führer diese Länder kennen die Ursache der Probleme, weigern sich jedoch aktiv zu werden. Sie sind Mitschuldig daran, dass sich die Drogenmafia mit ihrer transnationalen kriminellen Handlungen weiter ausbreiten kann. Sie sind ebenso Mitschuldig beim Verursachen von Drogenabhängigkeit und dem Tod von Kindern und Erwachsenen.

Der Drogenhandel hat sich zu einer durchaus angenehmen Industrie für die Präsidenten und die politischen Behörden in den intakten Regionen entwickelt. Zum Leidwesen der unschuldigen Bevölkerung der Länder gehen die Politiker mit Drogenbekämpfungsmaßnahmen zwar einig, wirken aber schlau im Hintergrund um ihre Geschäfte nicht zu stören. Schon fast schamlos winden sich diese Führer bei Ansprachen vor Publikum und vermitteln, dass es unmöglich sei die Grenzen Afghanistans zu kontrollieren. Doch nahezu alle Drogen, aber auch Schwarzmarktprodukte, kommen aus Afghanistan, Kriegsmaterial nach Afghanistan und alles wird durch die organisierte Kriminalität ausgeführt, die sich an den Grenzen und Flughäfen eingerichtet hat.

In klaren Worten ist dies das empörendste internationale und transnationale Komplott in der gesamten Geschichte von Afghanistan – und der Welt. Es hebelt die Demokratie aus, die freie Marktwirtschaft wird zerstört, das Kapital des Landes ausgebeutet, die Fähigen schließen sich den kriminellen Organisationen an, und es macht unschuldige Afghanen abhängig oder tötet sie. Transnationale Verbrechernetzwerke wählen sich gerne schwache Staaten – wie Afghanistan – aus. Um dem entgegen zu treten wäre ein möglicher erster Schritt die Kontrolle aller Grenzen, obwohl dies schwierig wäre und große Folgen auf vielen Ebenen hätte.

Louise I. Shelley, Director of the Terrorism, Transnational Crime and Corruption Centre at George Mason University, sagt:

“Die transnationale Kriminalität ist ein bestimmender Problemkreis des 21. Jahrhunderts – so bestimmend, wie der Kalte Krieg im 20. und der Kolonialismus im 19 Jahrhundert es waren.”

Dies in Übereinstimmung mit Yuri A. Voronin, Professor im Strafrecht, Ural State Law Academy Jekaterinburg Russland:

“Transnationale Verbrechersyndikate werden schrittweise mächtiger, universeller und mobiler. Die Mittel und Ressourcen eine Staates genügen nicht, um ihnen ernsthaft Schaden zufügen zu können.“

Demzufolge ist die Mitwirkung der US-Koalition in vertieften Ermittlungen an Flughäfen und den afghanischen Grenzen unausweichlich. Andernfalls wird die transnationale Kriminalität den Frieden und die Stabilität aller Nationen weltweit zerstören – und ein wesentlicher Teil davon wird von Afghanistan aus kommen. Und um das Drogenproblem zu Hause lösen zu können, müssten die heroinkonsumierenden Länder sich für Recht und Ordnung in Afghanistan interessieren.